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Sehen Sie's mal wie wir!

Sprechende Fernseher

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Fernseher mit Sprachausgabe erobern die Wohnzimmer von sehbehinderten und blinden Menschen mehr und mehr. Die Geräte können die aktuelle Sendung vorlesen, eine Programmvorschau abgeben und die verfügbaren Sender ansagen. Die Hersteller Panasonic, Samsung und LG bieten „sprechende“ Fernseher an. Die Sprachausgaben haben bei ihnen unterschiedliche Namen. Bei Panasonic heißt sie „Voice Guidance“ (Sprachführung) bzw. „Voice Assistant“ (Sprachsteuerung), bei Samsung „Voice Guide“, was ebenfalls so viel wie Sprachführung bedeutet, und bei LG „Audioanleitung“.

Grundsätzlich ist zur Nutzung eines sprechenden Fernsehers kein Internetanschluss notwendig. Man braucht ihn aber, wenn man mittels des Fernsehers im Internet surfen und Netflix oder andere Streamingdienste nutzen möchte. Zwar sind diese Funktionen für blinde Menschen nicht ohne Weiteres nutzbar, doch es gibt Abhilfe: Besonders geeignet ist der Fire-TV-Stick von Amazon. Er umfasst eine integrierte Sprachausgabe und ist notwendig, um Internetangebote wie YouTube, Netflix oder Mediatheken über den Fernseher zu nutzen. Außerdem lässt sich mit dem Stick auch Alexa, ein Sprachassistenz-Gerät von Amazon, steuern. Brauchbare Alternativen zum Fire-TV-Stick gibt es nicht, außer jemand möchte und kann seinen Fernseher über sein Smartphone steuern. Mit Hilfe des Sticks können auch technisch weniger versierte Menschen schnell und intuitiv verschiedene Dienste in Anspruch nehmen. Alle Fernseh-Inhalte können über Kabel oder Satelit auch ohne Fire-TV-Stick genutzt werden, alle Online-Inhalte benötigen einen Fire-TV-Stick.

Die Hersteller der Fernsehgeräte bieten bei sprechenden Fernsehern unterschiedliche Konzepte an. Prinzipiell unterscheiden sich die Hersteller nach zwei Kriterien. Da gibt es auf der einen Seite LG und Samsung, deren Steuerung auf den Betriebssystemen Tizen oder Android Web OS beruht. Auf der anderen Seite gibt es Panasonic, dessen Betriebssystem den Namen MyHome trägt. LG und Samsung bieten eine Sprachausgabe, die ähnlich wie beim Android-Smartphone möglichst alle Bildschirminhalte des Systems auslesen soll. Das klappt auch mehr oder weniger gut. Allerdings können technisch weniger versierte Anwender schnell die Orientierung verlieren, außerdem kann nach einer automatischen Aktualisierung die Sprachausgabe komplett ausfallen oder sich die Darstellung des Menüs verändern. Für technisch interessierte und versierte blinde Anwender bieten diese Geräte aber viele Möglichkeiten zur selbstständigen Konfiguration.

Panasonic beschreitet einen ganz anderen Weg. Dieser Weg zeichnet sich durch eine gut markierte Fernbedienung, eine einfache Menüstruktur und hohe Tonqualität bei Sprachausgabe und Filmton aus. Eine anwenderfreundliche Fernbedienung wird mitgeliefert, wenn das Gerät über einen Fachhändler erworben wird. Darauf sind wichtige Funktionen durch Markierungen gekennzeichnet, sodass der Fernseher barrierefrei bedient werden kann. Funktionen wie das Ein-und Ausschalten der Audiodeskription oder die Auswahl der Audiospur können komfortabel vorgenommen werden. Das EPG, die elektronische Programm-Zeitschrift, mit allen Programminformationen wird vorgelesen.

Änderungen in der Bedienung oder eine Fehlfunktion der Sprachausgabe sind bei einem Panasonic-Fernseher ausgeschlossen, da die angesagten Informationen feststehend sind. Bei LG und Samsung kommen Fehler wie eine langsame Sprachausgabe oder falsche Ansagen gelegentlich vor, was für technisch versierte blinde Nutzerinnen und Nutzer aber nicht so schlimm ist. Des Weiteren überzeugt Panasonic mit hochwertigerem Klang als die Konkurrenz.

Wer sich einen neuen Fernseher kauft, wird bei der Einrichtung der Programme und technischer Einstellungen noch die Hilfe einer sehenden Person brauchen, denn das erstmalige Einrichten unterstützt die Sprachausgabe nicht.

Nähere Erläuterungen zu den Geräten mit Sprachausgabe von Panasonic, Samsung und LG sowie eine Liste von Fachläden, in denen sich blinde und sehbehinderte Menschen zu sprechenden Fernsehern und Audiodeskription beraten lassen können, sind auf dem Internetportal hoerfilm.info zu finden.

Joachim Schulze bietet IT-Schulungen für hochgradig sehbehinderte und blinde Menschen an. Er ist selbst blind. Mehr Infos unter: schulze-graben.de


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Über diesen Podcast

Hier finden Sie den Podcast des DBSV-Verbandsmagazins "Sichtweisen“, der aus zwei Reihen besteht:

Für „Leseprobe“ wählen wir aus jeder Ausgabe einen Beitrag aus und stellen ihn hier zur Verfügung - zum Reinhören und Reinlesen!
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